Die SP/JUSO-Fraktion hat gemeinsam mit Selina Frey und Adrian Häfliger der Grünen/JG-Fraktion das Postulat «Prüfung der Schaffung eines Angebots für tierärztliche Gassenarbeit in der Stadt Luzern» eingereicht. Die Postulant*innen bitten den Stadtrat, die Schaffung eines Angebots für tierärztliche Gassenarbeit zu prüfen.
In der Stadt Luzern lebt ein Teil der Tierhalter*innen in prekären, randständigen oder von Armut betroffenen Situationen. Die Tiere übernehmen dabei eine wichtige emotionale Funktion, bieten Stabilität und tragen zur psychischen Gesundheit ihrer Halter*innen bei. Gleichzeitig stellt die tierärztliche Versorgung für armutsbetroffene Menschen ein erhebliches finanzielles Problem dar.
Wie aus den Erfahrungen der Gassenarbeit Luzern hervorgeht, geraten Menschen regelmässig in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten aufgrund unerwarteter tierärztlicher Kosten. Bisher mussten hierfür Gesuche an Stiftungen gestellt werden oder auf einen Fonds zurückgegriffen werden, der jedoch nicht mehr besteht.
In Luzern verschärft sich die Situation von suchtbetroffenen Menschen auf der Gasse seit einigen Jahren, was die Problemlage rund um ihre Tiere zusätzlich belastet. Deshalb wäre ein Veterinärangebot als Teil der sozialen Grundversorgung eine wertvolle Ergänzung. Ein solches Angebot würde nicht nur Tierleid verhindern, sondern auch sucht- und armutsbetroffene Menschen entlasten, ihre Beziehung zu ihren Tieren stabilisieren und letztlich soziale wie gesundheitliche Folgekosten reduzieren.
Andere Städte verfügen bereits über entsprechende erfolgreiche Angebote. In Zürich besteht über das Sozialwerk Pfarrer Sieber die Möglichkeit für tiermedizinische Basisleistungen für armutsbetroffene Menschen. 2024 wurden beim dortigen Gassentierarzt 1’324 Konsultationen gezählt.[1] In Bern bietet in Zusammenarbeit mit dem Zürcher Gassentierarzt die Kirchliche Gassenarbeit einmal im Monat eine tierärztliche Sprechstunde an. Menschen, die sich einen regulären Tierarzt nicht leisten können, erhalten so die Möglichkeit, die medizinische Grundversorgung ihrer Tiere zu reduziertem Tarif sicherzustellen.[2]
Die Postulant*innen bitten den Stadtrat deshalb zu prüfen, wie in der Stadt Luzern ein niederschwelliges, kostenloses oder stark vergünstigtes veterinärmedizinisches Angebot für Menschen in prekären Lebenslagen geschaffen werden kann, wie dabei mit der Gassenarbeit Luzern, lokalen Tierärzt*innen, Tierschutzorganisationen sowie weiteren relevanten Fachstellen zusammengearbeitet werden kann, und welche Synergien mit bereits bestehenden Angeboten der Gassenarbeit in anderen Städten genutzt werden können.
Für Rückfragen:
Zoé Stehlin, Mitglied SP/JUSO-Fraktion, 078 815 19 97, zoe.stehlin@hotmail.com
[1] https://www.swsieber.ch/was-wir-tun/auffangen/gassentierarzt/
[2] https://www.armut.ch/angebote/tiere1